Kirche und Religion

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Wenn schon vom Bildungswesen die Rede ist, muß auch das Kloster der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, im vorletzten Jahrzehnt des vergangenen Jhdt. gegründet, erwähnt werden. Es wurde von rührigen Oberinnen laufend dazugebaut und erweitert, beherbergte ein Kinderheim und (bis 1998) auch den NÖ Landeskindergarten. Früher waren die Schwestern auch in der Ortskrankenpflege tätig. Mit Ende des Schuljahres 2006/2007 wurden Kinderheim und Kloster aufgelöst.

Nun aber wieder zurück zur Geschichte! Sitzendorf wird im Jahre 1141 erstmals in einer Göttweiger Urkunde erwähnt, und zwar schon als Pfarre, die in diesem Jahre nämlich hohen Besuch hatte, Bischof Reginbert von Passau, der in Groß die Kirche weihte.

An Stelle der alten romanischen St. Martinskapelle (Das Patronatsrecht hatten die Kuenringer, die es 1277 an das bayrische Augustinerstift Baumburg abgaben.) wurde im 14. Jh. die heutige dreischiffige gotische Pfarrkirche errichtet mit sehenswerten Kreuzrippengewölben und in den Originalfarben leuchtenden Schlußsteinen. Das Altarbild, den heiligen Martinus darstellend, stammt aus der Schule des Kremser-Schmidt (Johann Martin Schmidt). Bei der Renovierung 1968 wurden im Vorraum Fresken aus dem 16. Jh. freigelegt. Es ist mir unerklärlich, daß dieses gotische Gotteshaus über die engere Heimat hinaus kaum bekannt ist und ihr kunstgeschichtlicher Wert auch von den Bewohnern der Gemeinde kaum geschätzt wird; wohl auch aus fehlendem Verständnis. Der hiesige Pfarrer Martin Wölfel, Dr. der Philosophie und des kanonischen Rechtes, wurde 1474 zum Rektor der 1365 von Rudolf IV. gegründeten Wiener Universität berufen. Er ist aber nicht der einzige Landsmann, der zu hoher wissenschaftlicher Würde gelangte. Unter uns weilt heute ein gebürtiger Sitzendorfer, der ordentlicher Professor der Wiener Universität ist, nämlich Dr. A. Rosenauer.

Um die Mitte des 16. Jh. hing der größte Teil der Sitzendorfer Bevölkerung der protestantischen Lehre an. Am Haus Patergraben 2 berichtet hiezu eine Reliefinschrift von einem zu den Lutherischen übergetretenen Priester: "Ich, Heimeran Huber, derzeit Pfarrer zu Sitzendorf, und Elisabeth, meine eheliche Hausfrau, haben dieses Haus bauen lassen von unserem Hab und Gut. 1562" Ein zweites Relief aus derselben Zeit ist ebenfalls an diesem Haus angebracht.