W 11 Potzengrabenweg

Der Potzengrabenweg W 11

ein Bildbericht von Manfred Kuzel

Übersichtskarte

Der Potzengrabenweg mit seinen 4,8 Kilometern Länge und einer zu überwindenden Höhendifferenz von etwa 60 Metern ist zwar nicht schwer zu bewältigen, stellt aber doch an die Kondition des Wanderers etwas mehr Anforderungen als der Donaugrundweg W 9. Er führt am Beginn und am Ende durch mehr oder weniger locker verbautes Ortsgebiet, den Großteil der Strecke legt man jedoch in freiem Gelände zwischen Feldern und Weingärten oder im Wald zurück.

Wir beginnen unsere Wanderung auf dem historischen Hauptplatz von Sitzendorf, den wir zunächst in südlicher Richtung überqueren. Jedes einzelne Gebäude, an dem wir hier vorbeikommen, hat eine teils jahrhundertelange Geschichte und stellt einen wesentlichen Bestandteil unseres Kulturgutes dar. Die Marktgemeinde Sitzendorf bietet dem interessierten Besucher dazu umfangreiche Informationen im Rahmen einer Hauptplatzführung an.

Rechts am Pfarrhof vorbei führt uns der Weg durchs "Winkerl", wo im Herbst bei der Weinlese rege Betriebsamkeit herrscht.

Im Winkerl
Rege Betriebsamkeit im Winkerl

Nach wenigen Metern sehen wir links von unserem Wanderweg die Presshäuser der Kälbergarten-Kellergasse. Alle Keller sind mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet und dienen entweder der Weinherstellung - teilweise mit modernster Kellertechnik, wie etwa der computergesteuerten gezielten Temperaturregelung während der Vergärung - oder als Heurigenlokal der Vernichtung dessen, was nebenan produziert wurde.  

Der Kälbergarten
Der Kälbergarten

Kürbisse
"Straßenkinder" am Wegrand

Nach wenigen Metern erreichen wir das große Kruzifix beim Kinderspielplatz am Ende des Gartenweges und wenden uns nun nach links in den Potzengraben hinein, vorbei an einer Kellerzeile. Sie ist zwar nur wenige Meter vom Kälbergarten entfernt, wo gerade emsig gearbeitet wird, hier aber scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Kellerzeile am südlichen Ortsrand von Sitzendorf
Kellerzeile am südlichen Ortsrand von Sitzendorf

An einer Weggabelung finden wir - wieder einmal - ein Beispiel dafür, wie vorbildlich die Rundwanderwege ausgeschildert sind.

Hinweisschild im Potzengraben
Hinweisschild des Rundwanderweges W 11 im Potzengraben

Der Weg steigt nun stets bergan ohne daß es spektaküläre Ausblicke gäbe. Es gibt aber etwas anderes zu sehen, was auch diesen Teil des Weges reizvoll erscheinen läßt. Dem aufmerksamen Wanderer und dem ambitionierten Fotografen bietet sich hier der Herbst von seiner schönsten Seite. Laub in allen Farben des Spektrums und zwischendurch unscheinbare Früchte und Beeren.

Herbst in allen Formen und Farben  Herbst in allen Formen und Farben  Herbst in allen Formen und Farben
Herbst in allen Formen und Farben

Der Weg führt uns zunächst am linken Hang des Potzengrabens entlang und rechts von uns sehen wir den zur Katastralgemeinde Kleinkirchberg gehörenden Geißberg mit seinen Feldern und Weingärten. Später gelangen wir in den Kirchbergerwald und wandern weiter stetig bergauf.

Im Kirchbergerwald
Im Kirchbergerwald kurz vor Erreichen der Anhöhe

Wir verlassen den Wald und finden uns auf einem breiten Güterweg. Ab hier folgen wir mit Ausnahme eines kleinen Abstechers zum Aussichtspunkt unserer Wanderung dem Weitwanderweg "Radetzkymarsch", der mit seiner Streckenlänge von 55 Kilometern das ganze Schmidatal vom südlichen bis zum nördlichen Ende für den Wanderer erschließt.

Güterweg auf der Anhöhe beim Rosenberg
Güterweg auf der Anhöhe beim Rosenberg

Wenige Schritte weiter öffnet sich der Blick zum südlichen Schmidatal und wir erkennen unter uns die zur Großgemeinde Sitzendorf gehörende Ortschaft Frauendorf und weiter hinten im herbstlichen Dunst Gettsdorf. Bei klarem Wetter müsste sich von hier aus ein herrliches Panorama erschließen. 

Frauendorf im Dunst
Frauendorf im Dunst

Wir gehen weiter und genießen das Farbenspiel des herbstlichen Weinlaubes. Manche Reben tragen noch grünes Laub, andere leuchten in Farben von rot über gelb bis orange. Speziell das rechte der beiden folgenden Bilder zeigt dies ganz deutlich.

   Weinlaub in allen Farben  Weinlaub in allen Farben
Weinlaub in allen Farben

Hier haben wir den Scheitelpunkt unserer Wanderung in etwa 300 Metern Seehöhe erreicht. Der Güterweg macht eine Biegung nach rechts und wird nun zu einer asphaltierten Straße. Hier entdecken wir eine Wegwarte (Cichorium intybus), die auch jetzt in den späten Oktobertagen noch blüht. Lange Zeit war diese Pflanze aufgrund exzessiver Unkrautbekämpfung von unseren Wegrändern nahezu verschwunden.

Wegwarte
Wegwarte (Cichorium intybus)

Wenige Meter bevor unser Güterweg in die Grosser-Straße (L 42) einmündet, wendet sich unser Wanderweg nach links, wo wir nach einiger Zeit 2 Kleindenkmäler erreichen. Das erste ist eine Bildsäule "Gnadenstuhl" aus dem Jahre 1885 und wenige Schritte weiter erreichen wir ein Gedenkkreuz aus dem Jahre 1703, das als Pfeilerbildstock ausgeführt ist.

2 Kleindenkmäler
2 Kleindenkmäler neben dem Wanderweg

Unmittelbar nach dem Pfeilerbildstock führt uns der Weg zunächst nach links zum Aussichtspunkt "Hiatahütte", den wir an jener Stelle finden, an welcher links des Weges ein Jungwald beginnt. Der Aussichtspunkt befindet sich links am Rande dieses Jungwaldes. Unter uns in westlicher Richtung sehen wir die südlichsten Gebäude von Kleinkirchberg und im Hintergrund den Manhartsberg, gegen Süden hin blicken wir über den Potzengraben hinweg in die Weiten des südlichen Schmidatales. Die ehemalige "Hiatahütte" (Hüterhütte), welcher der Rastplatz seinen Namen verdankt, befindet sich auf der anderen Seite des Wanderweges im Wald. Die Hiatahütte war übrigens früher die Behausung des Hüters, der während der Zeit der Weinreife die Weingärten zu bewachen hatte. Ob er dabei nur die Schwärme von Staren zu vertreiben hatte, die sich mit den Trauben ein Festmahl bereiteten? .....

Blick zum Manhartsberg  Blick ins südliche Schmidatal
Blick zum Manhartsberg und ins südliche Schmidatal

Nach einer kurzen Rast wandern wir den Weg zurück, der uns zum Aussichtspunkt geführt hat und biegen in spitzem Winkel nach links in den Patergraben ein. Von da ab geht es durch einen Mischwald in stetigem Gefälle hinunter bis nach Sitzendorf und es darf nicht verwundern, daß die Regenfälle vergangener Jahrhunderte so viel Material nach unten geschwemmt haben, das sich dann im südlichen Bereich unseres Hauptplatzes abgelagert hat und zur Anhebung des Terrains geführt hat.

Weg durch den Patergraben
Der Weg durch den Patergraben abwärts

Schließlich lugt der Kirchturm mit seiner helmförmigen Spitze durch das Blattwerk und begrüßt den Wanderer, der nun bald sein Ziel erreicht hat.

Kirche von Sitzendorf vom Patergraben aus
Die Kirche von Sitzendorf vom Patergraben aus

Wir treten aus dem Wald heraus und erreichen die ersten Gebäude des Ortes, folgen der Straße "Am Patergraben", biegen nach rechts in den Hauptplatz ein und haben unser Ziel erreicht.