Hanns von Wulfestorff

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Im Herbst 2001 wurde in der Pfarrkirche in Sitzendorf eine umfassende Innenrenovierung begonnen, die zu Ostern 2002 abgeschlossen wurde. Anläßlich dieser Arbeiten wurde ein Marmorgrabstein gefunden. Er erinnert an die Freifrau Elisabeth zu Roggendorf und Mollenburg, geborene Liechtenstein von Nikolsburg, die 1517 verstarb. Nach seiner Restaurierung ziert er jetzt die südliche Seitenschiffwand.

Von diesem unerwarteten Fund angespornt, wurde eine weitere, wie sich später herausstellte, überaus glückli­che Entscheidung getroffen. Man begann eine weitere große Marmorplatte, die im Fußboden des rechten, südlichen Seitenschiffs, direkt unter dem Turm, einge­lassen worden war, näher zu untersuchen. Seitliche Grabungen ergaben ziemlich schnell, dass es sich bei dem Fund ebenfalls um eine mächtige Grabplatte handelt.

Nachdem sie aus dem Bodenuntermaterial (gestampf­ter Lehm) vorsichtig angehoben und herausgelöst wurde, zeigte sich, dass die Platte eine reiche Bearbeitung aufwies, deren künstlerische Qualität vor­erst durch das eingepresste Erdreich verborgen und noch nicht zu ahnen war.

Nach den ersten Untersuchungen stand eine Tatsache fest: Die Grabplatte war der mächtige Tumba-Deckel eines Hochgrabs.

Das Material ist rot-brauner Adneter Marmor. Die Ausmaße sind beträchtlich: Länge 270 cm, Breite 134 cm und die Höhe 40 - 42 cm. Dadurch ergibt sich ein Gewicht von cirka 2.600 kg!

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Die Tumba-Platte zeigt eine vollgerüstete, liegende Ritterfigur.

Die Identität des Ritters enthüllte eine an den abge­walmten vier Deckelseiten umlaufende Inschrift. Sie verrät, dass in dem Hochgrab einst der edle und gestrenge Ritter Hanns von Wulfestorff seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Er verstarb am 8. August 1504.

Der unvermutete Fund ist von hohem künstlerischem und historischem Wert. Er erweitert den nicht sehr umfangreichen österreichischen Denkmalbestand aus der Zeit des beginnenden 16. Jahrhunderts um ein sehr bedeutendes Stück, dessen Erhaltungszustand in Anbetracht der Fundsituation vorzüglich ist.
 

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Text: Dr.Luigi Ronzoni
Detailfotos: M. Kuzel